Von Arckenow nach Erkner – ein Streifzug durch die Geschichte
Als Wohnstätte eines Fischers wird Erkner im Jahre 1579 im Rüdersdorfer Kirchenbuch erstmals urkundlich erwähnt. Nach der „Archenow“, dem heutigen Flakenfließ, wurde die kleine Siedlung genannt. Später wurde daraus Erkenau – Erkener – Erkner. Bis zum Jahre 1701 wuchs die Siedlung auf 7 Häuser an. Erst am 4. Februar 1889 erhielt die Gemeinde offiziell den Namen „Erkner“.
- Im Jahre 1711 wurde eine ständige Postlinie von Berlin nach Frankfurt (Oder) in Betrieb genommen. Da die „Archenow“ (das heutige Flakenfließ) ein wichtiger Punkt auf dieser Strecke war, richtete man 1712 „auf dem Erkner“ eine Posthalterei und einen Krug ein. Hier konnten die Pferde gewechselt werden. Der Verlauf dieser Postlinie ist heute noch streckenweise, wenn auch zumeist in völlig veränderter Form, erhalten geblieben. Die „Alte Poststraße“, jener breite Waldweg zwischen der Bahnlinie und Karutzhöhe, erinnert noch an diese Zeit.
Im Rahmen eines großen Einwanderungsprogramms wurden 1748 durch Friedrich II., König von Preußen von 1740 bis 1786, drei Pfälzer Familien „auf dem Buchhorst“ angesiedelt. Vor allem rund um Berlin sowie im Oderbruch entstanden Kolonistenansiedlungen.
Die friderizianische Binnenkolonisation intensivierte die Erschließung der Landschaft für intensive Forstwirtschaft, Ackerbau und Viehzucht und damit verbundenen Gewerbe. Die Binnenschifffahrt sicherte immer mehr Menschen und Generationen die Erwerbstätigkeit. Nachhaltiger als die Schifffahrt förderte die Eisenbahn die Entwicklung Erkners und der Umgebung. Im Jahre 1842 verband sie Berlin mit den von Landwirtschaft umgebenen Städten Fürstenwalde und Frankfurt (Oder). 1844 wurde in Erkner eine Bahnhofshalle errichtet.
Die zuverlässige Verkehrsanbindung hat Erkner und Umgebung frühzeitig als ein Naherholungsgebiet der Hauptstadt erschlossen und zugleich die Ansiedlung von Menschen und verschiedenartigen Gewerbe beschleunigt. Die Industrialisierung des Ortes begann mit der Gründung der „Theerproductenfabrik“ durch Julius Rütgers im Jahre 1861/62. Auf diesem Gelände begann 1909 außerdem erstmals in der Welt die industriemäßige Produktion härtbarer Phenolharze, nach ihrem Erfinder L. H. Baeckeland „Bakelite“ genannt. Beide Produktionsanlagen entwickelten sich gemeinsam mit der 1938 gegründeten Kugellagerfabrik zu einer Industriekonzentration, welche alle Versuche, Erkner als Luftkurort Rang und Namen zu verschaffen, scheitern ließen.
Als deutliches Zeichen des aufstrebenden Ortes ist auch die Tatsache zu werten, das sich in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts zwei kulturelle Persönlichkeiten hier niederließen: Gerhart Hauptmann und Carl Bechstein. Hauptmann wurde in Erkner zum Dichter und hatte hier sein erstes Drama „Vor Sonnenaufgang“, die ersten beiden Novellen „Fasching“ und „Bahnwärter Thiel“ sowie die Gedichtsammlung „Das bunte Buch“ geschrieben.
Nach dem Wegzug der Familie Hauptmann im Jahre 1889 erhielt die Lassensche Villa den Namen „Kurhaus“ (heute: Gerhart-Hauptmann-Museum). Carl Bechstein, weltbekannter Berliner Konzertflügelfabrikant, ließ seine Villa zu einem prächtigen Gästehaus mit Park am Dämeritzsee gestalten (heute: Rathaus). Bechstein hatte eine besonders enge Beziehung zu Erkner. Er
verbrachte viele Tage der Ruhe und Entspannung in seiner Villa, empfing viele nationale und internationale Musikgäste und handelte als Wohltäter der kleinen Gemeinde.
Nur langsam normalisierte sich die Lage nach dem Krieg. Es begannen zahlreiche Wohnbauvorhaben, es entstanden die heutige Bahnhofssiedlung, Karutzhöhe, die „Rütgerssiedlung“, Siedlung an der Woltersdorfer Landstraße u.a. 1941 zählte Erkner 9.185 Einwohner.
Mit Beginn des 2. Weltkrieges wurden auch bald in den Erkneraner Industriebetrieben Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene eingesetzt.
Am 8. März 1944 kommt für Erkner die totale Katastrophe. Amerikanische Bomber legten in etwa 30 Minuten dauernden Bombardement das Ortszentrum
in Schutt und Asche. Hauptziel war dabei das Kugellagerwerk, welches beim Angriff in seiner Funktionstüchtigkeit kaum beeinträchtigt wurde. Aber von 1.333 Häusern wurden 1.007 restlos zerstört oder waren nahezu unbewohnbar.
Am 21. April wurde Erkner kampflos der Roten Armee übergeben.
Der Wiederaufbau beschränkte sich in den 50er und 60er Jahren im wesentlichen auf die Neubauten an der Woltersdorfer Landstraße, Am Kurpark und an der Neu Zittauer Straße. Die ursprüngliche Vielfalt des Handels- und
Gewerbenetzes machte staatlichen Läden und Genossenschaften Platz. Die Landwirtschaft wurde kollektiviert. Dagegen gewann die Industrie immer mehr an Bedeutung, vor allem das ehemalige Bakelite-Werk. Dort wurden ab 1955 die Rohstoffe für die Kunststoffkarosserien des P 70 und des Trabant hergestellt.
1962 eröffnet die Gerhart-Hauptmann- Gedenkstätte, das heutige Gerhart-Hauptmann-Museum. 1979 begeht Erkner die 400-Jahrfeier. Im Rahmen der Feierlichkeiten wurde die Heimatstube im Gebäude des heutigen Heimatmuseums eröffnet.
Das Ende der DDR war auch in Erkner zu spüren. Am 5. November 1989 versammelten sich im Rathauspark Hunderte, die eine neue Politik forderten. Durch das Kommunalverfassungsgesetz der DDR vom 17.05.1990 erhielt Erkner die kommunale Selbstverwaltung zurück, die sie 1935 mit der nationalsozialistischen „Deutschen Gemeindeordnung“ verloren hatten und die auch der „demokratische Zentralismus“ in der DDR nicht zuließ. Dadurch setzte ein grundlegender Strukturwandel ein. Das Teerwerk, das seit 1861 das Leben in Erkner wesentlich mitgeprägt hatte, stellte 1992 seine Produktion ein. Zum Schwerpunkt des wirtschaftlichen Lebens sind nun Handwerk und Gewerbe geworden.
Am 6. Juni 1998 wurde Erkner zur Stadt ernannt.